Deutsche in der Grafschaft Glatz nach 1946
Bei der Schaffung einer Neuordnung in Mittelosteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Stalin seine Vorstellungen uneingeschränkt verwirklichen. So kam es zur Westverschiebung Polens, d.h., die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie fielen an die Volksrepublik Polen, und die deutsche Bevölkerung war von dort vollständig auszutreiben. Und mit dieser Maßnahme wurde schon 1945 begonnen. Was das nun polnische Schlesien anging, so war man dort gezwungen, deutsche Facharbeiter zurückzuhalten, damit die volkswirtschaftlich notwendige Produktion nicht zum Erliegen kam. Hier ging es vorrangig um die Förderung der Steinkohle in Oberschlesien sowie im Waldenburger und Neuroder Revier. Die Deutschen in Oberschlesien galten als Autochthonen (Polnischstämmige), denen man die polnische Staatsbürgerschaft verlieh und sie nicht auswies. Die unentbehrlichen deutschen Fachkräfte in Niederschlesien hielt man bei der Vertreibung zurück; sie blieben in Bezug auf ihre Nationalität deutsch, aber ohne eine Staatsangehörigkeit. Sie waren staatenlos und erlangten einen „Quasi-Minderheitenstatus". Das betraf auch 4000 - 5000 Deutsche in der Grafschaft Glatz, hauptsächlich Bergleute im Neuroder Revier, aber auch Glashüttenarbeiter in Rückers, Ingenieure und Techniker in Großbetrieben und einige Ärzte. In diesen „anerkannten Deutschen" sah man in den ersten Jahren des Verbleibens Zwangsarbeiter. So erhielten die deutschen Bergleute nur 75% ihres Lohnes ausgezahlt. Die Kinder hatten keinen Schulunterricht, die Jugendlichen keine Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen. Als Hilfs- oder Gelegenheitsarbeiter fanden sie hier und da gegen eine geringe Bezahlung eine Beschäftigung. Bis 1950 waren die Lebensbedingungen in den verworrenen innenpolitischen Verhältnissen Polens insgesamt sehr schlecht. Die dort verbliebenen Deutschen waren Beschimpfungen und Grausamkeiten ausgesetzt. Ausquartierung aus ihren Häusern und Wohnungen, Umquartierung; herrschende Unsicherheit und Rechtlosigkeit bestimmten ihr Alltagsleben. Mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültige polnische Westgrenze durch die DDR-Regierung am 6. Juli 1950 und der allmählichen Stabilisierung der innenpolitischen Verhältnisse verbesserte sich die Lage der deutschen Minderheit merklich. So beschloß die Warschauer Regierung, für die deutschen Kinder deutschsprachige Schulen zu errichten. Trotz einer Reihe von Schwierigkeiten konnten diese Schulen am 1. 9. 1950 mit dem Unterricht beginnen; es waren in Niederschlesien 54. Acht Schulen waren es in der Grafschaft Glatz.; und zwar in Glatz (60 Schüler/3 Lehrer), Neurode (194 Schüler/6 Lehrer), Schlegel (220 Schüler/5 Lehrer), Ludwigsdorf (175 Schüler/5 Lehrer), Köpprich (99 Schüler/3 Lehrer), Rothwaltersdorf (58 Schüler/2 Lehrer), Rückers (48 Schüler/1 Lehrer), Bad Kudowa (48 Schüler/2 Lehrer). Diese „Grundschulen mit deutscher Unterrichtssprache" wurden von Kindern im Alter von 7-14 Jahren besucht. Lehrer wurden aus der deutschen Restbevölkerung rekrutiert. Das waren junge Leute, die über eine entsprechende Vorbildung verfugten und sich durch ein Ergänzungsstudium im Pädagogischen Lyzeum in Schweidnitz qualifizierten. Handbücher wurden z.T. aus der DDR geliefert; Polnisch wurde als Fremdsprache von polnischen Lehrern unterrichtet. - Weitere Bildungsmöglichkeiten für Deutsche gab es in Schweidnitz (Pädagogisches Lyzeum) und in Waidenburg (Gymnasium, Berufsschule). An den Schulstandorten entwickelten sich für die Deutschen kulturelle Mittelpunkte durch Gründung von Sportvereinen, Laienspielgruppen, Kirchenchören, Kulturgruppen und Abendschulen. 1951 erschien die deutsche Wochenzeitung „Arbeiterstimme", die 1955 sogar in eine Tageszeitung umgewandelt wurde. Nach Stalins Tod 1953 entspannte sich die politische Lage im Ostblock; 1956 kam es nach dem XX. Parteitag in der UdSSR auch zu einem „neuen Kurs" in Polen. Im April 1956 wurde in Waidenburg die „Deutsch-Sozial-Kulturelle Gesellschaft" gegründet, die sich folgendes Ziel setzte: Pflege und Förderung deutscher Bildung, Kultur und Kunst; Information und Beratung der polnischen Behörden in Bezug auf die Lebensbedingungen und sozialen Belange der deutschen Bevölkerung. Doch all diese Ansätze konnten das Ziel, die Deutschen zum Verbleiben in Polen zu bewegen, nicht erreichen. Die Jahre nach 1945 hatten nur den einen Wunsch aufkommen lassen, so schnell wie möglich nach Deutschland überzusiedeln. So wurden ab 1956 laufend Anträge auf Ausreise gestellt, die im Rahmen der Familienzusammenführung auch genehmigt wurden. Die Ausreisenden erhielten erstmals Pässe mit dem Vermerk „Nationalität: Deutsch" und „Staatsangehörigkeit: Nicht festgestellt". Bis auf wenige Einzelpersonen verließen in den Jahren 1956 - 1958 die restlichen Deutschen die Grafschaft Glatz. Die Schulen wurden geschlossen, die Kulturgruppen und Vereine lösten sich auf, das Erscheinen der „Arbeiterstimme" wurde eingestellt. -Für die „Spätaussiedler" galt es nun, sich in die bundesrepublikanische Gesellschaft einzugliedern, was in der Regel ohne große Schwierigkeiten auch gelang.
Hermann Günzel
Jetzt:Wangeroogestr.51, 45665 Recklinghausen
Die Geschichte über
die Herrschaft von Hemm und Hemmstein
(ein Bericht von Bernhard Grolms, aus
Georgsmarienhütte)
Urkundlich ist Volprechtsdorf 1336
erstmalig erwähnt. Es gehörte mit vier weiteren Dörfern (Königswalde,
Kunzendorf, Ludwigsdorf, Hausdorf) als eines dieser fünf Königsdörfer zur
Herrschaft Neurode. Besitzer dieser Herrschaft war seinerzeit Hans Wüstehube von
Goldstein. 1347 verkaufte dieser die Herrschaft an Hans Donyn. Nach dem
Aussterben der Familie Donyn erhielt 1473 der böhmische Ritter Georg Stillfried
von Rattonitz das Neuroder Lehen und damit auch Volpersdorf. So waren die
Stillfriede fortan als Erb- und Lehnsherren von Neurode auch Kirchenpatrone von
Volpersdorf. 1628 wurde das Dominium von Volpersdorf, in dem Elisabeth, die
Witwe des Adam Friedrich von Stillfried lebte, an den kaiserlichen Rat Johann
Angelo von Morganthe verkauft. Damit ging die 155 jährige Herrschaft der
Stillfriede in Volpersdorf zu Ende. 1665 ging der Besitz an Gisbert von der
Hemm und Hemmstein über. 1793 übernahm die Familie der Reichsgrafen von Magnis
die Hemmschen Besitzungen und erhielt die Patronatsrechte über die
Volpersdorfer Pfarrei bis 1945.
Die Adeligen von v. d. Hemm (H. v. Hemmstein, v. d. Hemb und Hembstein).
Aus den
Niederlanden stammend, woselbst Johann Arnold v. d. H. 1622 von Kaiser
Ferdinand II. in den Reichsritterstand erhoben wurde. Derselbe wurde von seinem
Schwager Gisbert Vosso von Vossenburg, kaiserl. Leibarzt – welcher nach dem
gerichtlichen Urteil über den in der böhmischen Rebellion beteiligten Glätzer
Adel 1625 nach den Herren von Donig Niedersteine erhalten hatte – bei dessen
1629 unbeerbt erfolgtem Tode mit Regner Vosso v. Vossenburg zum Erben
eingesetzt. Den Anteil seines Miterben löste er ab, vergrößerte seinen Besitz
durch Ankauf anderer Güter und + 1662 mit Hinterlassung zweier Söhne, von denen
der jüngere, Herrmann Gisbert, in den Niederlanden blieb und 1718.17.11. mit
dem Namen „v. d. Hemm de Nedersteyn“ in den Freiherrenstand erhoben wurde, der
ältere, Gisbert I. aber in der Grafschaft Glatz blieb, den väterlichen Besitz
übernahm und vergrößerte. 1676.03.04. den Freiherrenstand erlangte und 1679
starb.
Mit dessen Urenkel Gisbert III. erlosch 1818 der Stamm.
Die Stammreihe des Geschlechtes ist folgende:
1)
Arnold
v. d. H. (1622 Ritter, + 1662) Gem.: N. Vosso von Vossenberg;
2)
Gisbert
I (Freiherr, +1679); Gem.: 1655.08.11. Eva Maria v. Stillfried (+ 1703.17.04.;
seit 1682 wiedervermählt mit Sigismund Frhrn. V. Tharoulle;
3)
Regner
Franz (+ 1720); Gem. I.: Maria Elisabet v. Tschischwitz (+ 1702.08.06); II)
1705 Maria Carolina Freiin Sweerts zu Reist;
4)
Gisbert
Leopold, k. k. Hauptmann; (+1740) Gem.; 1721 Barbara Freiin v. Stillfried;
5)
Gisbert
II. (1798), Gem.; Antonia Freiin v. Rump;
6)
Gisbert
III. +1818 als letzter des Stammes.
(Dessen älterer Bruder Hermann war bis 1806 Rechtsritter des
Malteser-Ordens, sowie Comthur zu Lossen (Kr. Brieg) und Gross-Tinz (Kr.
Nimptsch).
Den Besitz des
Geschlechtes bildeten die glätzischen Güter Nieder-Steine (1629), Volpersdorf
(1665), Ludwigsdorf (1667), Schwenz (1660), Dürr-Kunzendorf (1629), Ullersdorf
(1720), Kieslingswalde, Glasegrund, Steingrund.
Wappen:
a)
Stammwappen: In roth ein gekrönter doppelschweifiger goldener Löwe, rechts gekehrt
und schwertschwingend. Kleinod: Schildesfigur aus der Krone
wachsend. Decken: roth – golden.
b)
Ritterliches Wappen. I.) Quadrirt mit Herzschild. 1 u. 4 Stammwappen: 2 u. 3 in
Schwarz ein rechts sprengender Ritter, golden geharnischt auf ebensolchem
Pferde, welches auf dem Kopfe und dem Schweife einen Busch goldener
Staußenfedern hat; der Ritter hält in der Rechten eine goldene Fahne und sein
Helm ist mit einem Busche goldener Straußenfedern besteckt. Im grünen
Herzschilde zwischen 2 silbernen Palmzweigen ein rechts gekehrter goldener
schwarz-bewehrter Schwan mit aufgeschwungenen Flügeln. Zwei gekrönte Helme: I.
Stammkleinod, links gekehrt; Decken; blau-golden. Herzschild. Feld 2 u. 3,
sowie Helm II bilden das Wappen „Vosso v. Vossenburg“. (ex cop. dipl).
c)
Ritterliches Wappen. II) Quadrirt mit Herzschild. Hauptschild des Wappens b. Im blauen
Herzschilde ein rechts gekehrter goldener schwarz bewehrter Schwan mit
aufgeschwungenen Flügeln. Die beiden Helme und Decken aus dem Wappen b;
zwischen den beiden Helmen steht auf deren Kronen der schwarze doppelköpfige
Reichsadler mit der Kaiserkrone, auf der Brust den goldenen Buchstaben F.
d)
Freiherrliches Wappen. Schild des Wappens „C“. Drei gekrönte
Helme: I) Stammkleinod: Decken: rot. golden: II) aus der Krone wachsender
golden geharnischter Ritter, in der Hand eine goldene Fahne und auf dem Helme einen
Busch von 3 Staußenfedern: rot, golden, blau: Decken: rot-golden und
blau-golden: III) der Schwan auf der Krone; Decken: blau-golden (ex cop.
dipl.).
Bemerkungen: Der im Niederdorf liegende Dittrichshof gehörte auch zur Herrschaft von Hemm.
Und was hat es mit
dem Wappen auf sich?
Da die Herrschaft von Hemm auch der
Kirchenpatron von der Jakobuskirche in Volpersdorf war, hing so ein Wappen
vorne links im Altarraum. Als Messdiener habe ich oft das ominöse Gebilde
gesehen, konnte mir aber keinen Reim daraus machen. Erst in den letzten Jahren
habe ich mich damit beschäftigt. Hermann Günzel hat im Staatsarchiv in Herne
Schrifttum und Skizzen von dem Wappen erhalten. Nun habe ich mir die Aufgabe
gestellt, dieses Wappen nachzuschnitzen. Jetzt bin ich im dritten Jahr und
meine Arbeit nähert sich dem Ende.
Stand: 21.Januar 2007
Stand: April 2007
jetzt geht es in die Endphase 07.03.2009
07.03.2009
Das Wappen ist fertig 3. April 2009
Bericht vom Pfarrer
Heinsch
Besitzer des Patronatsgutes ist der Graf
Magnis/Eckersdorf.
In früherer Zeit war es ein Herr v. Hemm zu Hemmstein.
Dessen Bild, sowie das seiner Gemahlin Antonia geb. v. Rump, hing auf dem Flur
im 1. Stock des Pfarrhauses, das unter ihm im Jahre 1772 gebaut worden war. (Das Pfarrhaus hat im Baustiel Ähnlichkeit
mit dem Schlosshof).
Und noch etwas über
die Herrschaft von Hemm über den Bergbau:
(Auszug aus Volpersdorfer Heimatblätter
Nr. 4, 1997)
Der Bergbau im Volpersdorfer-Köppricher Gebiet ist älter als
die Rudolfgrube. Am 30. September 1697 erhielt der Volpersdorfer Grundherr,
Regner Franz Freiherr von der Hemm und Hemmstein, vom Glatzer Amt die
Erlaubnis, auf seinen Besitzungen „die minderen Mineralien nach der erneuerten
Königlichen Landesordnung“ ohne allen Vorbehalt zu genießen. Daraufhin gründete
er in der Nähe des Gutshofes (unweit des späteren Wiesenhauses) ein Bergwerk,
das unter dem Namen „Mutung Schlosshof“ etwa vier Jahrzehnte lang betrieben
wurde.
In Köpprich selbst erfolgte der erste nachweisbare Bergbau
im Jahre 1706, allerdings grub man da noch nicht nach Kohle, sondern vermutlich
nach Kupfererzen. Um 1850 wurde am hinteren Lierberge an der
Volpersdorfer-Hausdorfer Grenze mit der so genannten „Roten Zeche“ erneut ein
Kupferfeld gemutet. Betrieben wurde diese Zeche von dem Breslauer Kaufmann
Ruffer, der sie jedoch nicht lohnend bald wieder schließen ließ.
Wenig später unternahm auf Befehl des preußischen Königs ein
Bergrat Lehmann eine Inspektionsreise durchs Neuroder Land und versuchte im
Anschluss daran die Breslauer Kammer für die Kohlen von Volpersdorf zu interessieren.
Daraufhin bat Freiherr von Hemm erneut um eine Bergbauerlaubnis. Der Abbau
wurde auf der früheren Mutung wieder aufgenommen, aber infolge des
Siebenjährigen Krieges unterbrochen und erst 1779 weitergeführt. Die Grube hieß
nunmehr „Valentin“ und wies 1801 eine Belegschaft von 18 Arbeitern und drei
Offizianten auf, jedoch 1810 wurde sie nicht mehr genannt.
Auf Köppricher Gebiet hatte Freiherr von Hemm 1790 zunächst
die Sophie-Grube (später noch als Sophie-Feld an der Grenze zu Hausdorf
bekannt) mit einer Belegschaft von 42 Arbeitern gemutet, die aber in den
darauffolgenden Jahren nicht mehr genannt wurde.
Drei Jahre später (1793) erfolgte unweit davon die Mutung der Rudolfgrube, die bald eine gute Ausbeute verhieß. So konnten bereits wenige Jahre nach der Mutung (1799) „3522 Scheffel, die Hälfte Stückkohlen“ gefördert werden.
Berichte