Volpersdorf im Jahre 1623
Gallant.
Bei den Ortsakten Volpersdorf im Staatsarchiv zu Breslau, liegt eine Taxe des Gutes Volpersdorf vom Jahre 1628, die aufgestellt worden ist gelegentlich des Verkaufs des Gutes aus der Hand der Baronin Elisabeth von Stillfried an den Keiserlichen Feldhauptmann Freiherrn von Morganthe, Erbherrn auf Schlegel. Es bietet uns darin so viel Stoff zu kulturgeschichtlichen Betrachtungen, das es sich verlohnt, einige Augenblicke dabei zu verweilen. Die Taxe beschäftigt sich zunächst mit den Gebäuden des sogenannten Oberhofes. Die Wohngebäude sind in den Fundamenten aus Stein, zwei Gewölbe sind vorhanden, eine gewölbte Küche und das übrige in Holzbindewerk, mit schönen Stuben Kammern und Zimmern. Das sogenannte herrschaftliche Wohnhaus, wie es an anderen Stellen heißt, (ist nach Kögler) in den Jahren 1551-1567 ebaut. Er belegt diese Behauptung mit Angaben der Schöppenbücher, die Ihm damals, 1797 noch vorgelegen haben, heut aber spurlos verschwunden sind. Man scheint also damals schon, wenigstens für Herrschaftshäuser von dem ursprünglichen Blockhausbau abgekommen zu sein.
Es ist anzunehmen, das das Haus außerdem Erdgeschoß nur noch ein Obergeschoß hat und das die sonstigen Ausmaße des Gebäudes nicht an die des heut stehendes Baues herangreicht haben. Zu seiner heutigen Gestalt ist es erst durch einen großzügig angelegten Umbau im Jahre 1727 durch den Baron Gisbert Leopold von Hemm gekommen, wie die Inschrift der Schlußsteins im Bogen des Einganges vermuten lässt. An dem Hauptgebäude scheinen wohl bis zum Jahre 1628 des öfteren Reperaturen vorgenommen worden sein, denn es wird besonders hervorgehoben, das die übrigen Gebäude nicht zum Besten erbauet sein. Ausgiebige Stallungen müssen nach dem Viehbestande dieses Jahres vorhanden gewesen sein, ebenso genügend Scheuern. Sicherlich entspricht wohl die damalige Größe der Wirtschaftsgebäude der heutigen.
Um das Haus herum haben Obstbäume gestanden und sicherlich war wohl auch ein größerer Gemüsegarten vorhanden.
Zum Besitz gehörte noch ein Vorwerk, der Rauegk genannt,das in der Nähe des heutigen Raueckerteiches gelegen hat. Die rauhen Aecker wie sie heute heißen, haben dazu gehört. ( Flurnamenforschung) Die Gebäude dieses Rauegk sind mehrenteils eingegangen. Der Wert sämtlicher Gebäude wird auf 1500 Thaler geschätzt.
Sämtliche Hof und Ackerarbeit wird von den 27 Bauern und 62 Gärtnern und Häuselleuten gemacht, die daneben noch zusammen 36 Thaler, 24 Silbergroschen 2,5 Pfg. Zins zahlen. Die Bevölkerungszahl mag schätzungsweise gegen 600 betragen haben, doch ist es wohl möglich, das sie noch geringer gewesen ist, denn die Schrecken des 30 jährigen Krieges sind auch an Volpersdorf nicht spurlos vorübergegangen. Mancher Bauernsohn mag vielleicht freiwillig oder gezwungen mitgezogen sein. Wie einschneidend der Krieg in das Wirtschaftsleben des Dorfes eingegriffen hat, wird weiter unten noch erläutert werden. Doch zurück zur Bauernarbeit. Jeder Bauer arbeitet 2 Tage wöchentlich. Außerdem sind sämtliche Mitfuhren zu machen, sämtliches Heu und Getreide eizufahren, 1 Tag im Jahre Brennholz zu holen. Von den beiden im Betriebe befindlichen Kalkwerken sind zusammen 10 Fuhren Kalk abzufahren, ein Tag ist Gras, ein halber Tag Getreide zu mähen. Die Gärtner und Häusler haben jährlich 4 Tage Getreide, Heu oder Grummet zu mähen und 2 Tage Flachs zu brechen. Jeder ob Gärtner oder Bauer, hat 1 Stück umsonst und 2 für Lohn zu spinnen. Diese Robotdienste scheinen sehr hoch zu sein, wenn man sie mit den im Urbarium des Jahres 1787 vergleicht, aber man muß berücksichtigen, dass wir es 1628 mit schon herabgeminderten Forderungen der Gutsherrschaft zu tun haben. Im Jahre 1604 sind die Volpersdorfer Bauern samt und sonders nach Silberberg ausgezogen, da Adam von Stillfried ungebürlich hohe Anforderungen an sie stellt.Sie kamen erst zurück, nach dem ihnen Ermäßigung ihrer Lasten versprochen worden war. Und 1625 hatte es widerummit der damaligen Besitzerin, der oben erwähnten Elisabeth von Stillfried vor dem Glatzer Amt eine gerichtliche Auseinandersetzung gegeben, in der sich die Bauern freiwillig zu den hier angegebenen Arbeiten verpflichten. Es läßt sich eben daraus schließen, dass sie früher noch wesentlich mehr Arbeit zu leisten gehabt haben.
Die Geschichte des
Volpersdorfer Dominiums von Hans Wagner
(Hans Wagner ist der Sohn vom
Fortmeister Wagner, der bis 1934 im Schloßhof tätig war. Übernommen von
Bernhard Grolms am 08.06.2009)
Das Dominium am oberen Ende von Volpersdorf mit dem Herrenhaus, den
Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie der schönen Buchenallee war einst ein mit
Leben erfüllter Landwirtschaftsbetrieb, von dem die Sagen vom Wilden Schuster
und von der berüchtigten Hofeverone überliefert sind. In den Jahren nach dem
ersten Weltkrieg, die den älteren Einwohnern von Volpersdorf noch in Erinnerung
sind, standen in den großen Ställen nur noch zwei Pferde und drei Kühe, deren
Milch an die wenigen Bewohner des Hofes ausgegeben wurde. Die zum Dominium
gehörenden Felder und Wiesen waren bis auf einen kleinen Rest verkauft oder
verpachtet. Im Herrenhause waren die Büros der Forstverwaltung des Grafen von
Magnis, der im Schloß Eckersdorf wohnte. Darüber war die Wohnung des
Forstmeisters, der für den Waldbesitz des Grafen verantwortlich war. An der
Außenwand des Gebäudes konnte man die Jahres-zahl 1531 erkennen, die in einen
Stein gemeißelt war. Demnach war der Hof zur Zeit der Reformation erbaut
worden. Unser Wissen über die Geschichte des Dominiums erschöpfte sich damit,
daß der Hof früher den Freiherrn von Hemm gehört hatte. Mit der Verlegung der
Forstverwaltung nach Eckersdorf im Jahre 1934 wurde auch der restliche Landwirtschaftsbetrieb
eingestellt. Wie hat es einmal angefangen?
Neue Erkenntnisse über die Geschichte von Volpersdorf und über die
früheren Besitzer des Dominiums sind Prof. Dr. Joseph Wittig zu verdanken, der
1935/36 die Chronik der Stadt Neurode schrieb. Damals konnte er noch auf
Quellen zurückgreifen, die beim unglücklichen Ausgang des letzten Krieges
vernichtet wurden oder für uns nicht mehr zu erreichen sind. So konnte er im
Breslauer Provinzialarchiv und auch in Glatz und Neurode bisher unbekannte
Urkunden finden. Auf Seite 22 der im Jahre 1984 nachgedruckten Chronik erwähnt
er „Historische Nachrichten über Volpersdorf“ des Pfarrers Joseph Kögler aus
Ullersdorf (1765-1817), die heute besonders wertvoll wären. Wittig hat ja
daraus nur die für die Neuroder Geschichte bedeutsamen Teile übernommen. Zum
Glück ist das von Rudolph Stillfried 1869 verfaßte Buch „Geschichtliche
Nachrichten vom Geschlecht Stillfried von Rattonitz“ noch zugänglich, da ein
Exemplar in der Bücherei des deutschen Ostens in Herne vorhanden ist. Dort sind
auch seine „Beiträge zur Geschichte des schlesischen Adels“ zu finden. Die
Geschichte von Volpersdorf ist eng mit der von Neurode verbunden. 1336 ist die
erste sichere Jahreszahl, die in der Geschichte beider Orte vorkommt. Das
Glatzer Land war ein Teil des Königreichs Böhmen. König Johann herrschte von
1310 bis 1346. Ihm folgte sein Sohn Karl, der 1346 als Karl IV. zum Deutschen
König gewählt wurde und 1355 die Kaiserkrone erhielt. Die Herrschaft Neurode
war ein königliches Lehen, welches nach dem Tode des Inhabers an den Erben
wieder neu verliehen werden mußte. Zu Neurode gehörten auch die fünf
Königsdörfer Hausdorf, Königswalde, Kunzendorf, Ludwigsdorf und Volpersdorf,
die bei späteren Verkäufen dem König vorbehalten sein sollten. 1352 verkaufte
der damalige Grundherr Hannus Wusthub seinen Neuroder Hof mit der Stadt und den
fünf Königsdörfern an Hensel von Donyn. Es ist zu vermuten, daß ihnen als
Lehnherren die Einkünfte aus den Abgaben zustanden, welche die Bauern für ihren
Grundbesitz zahlen mußten. Möglicherweise hatten sie aber auch schon eigenen
Grundbesitz. Das Gebiet nördlich der Straße von der Post über den Wiener Hof
nach Ebersdorf könnte schon damals den Neuroder Grundherren gehört haben. 1360
belehnte Kaiser Karl IV. Jaroslaus von Donyn und seine Brüder mit den von
Hannus Wusthub erkauften Gütern, nahmen jedoch die fünf Königsdörfer von der
Belehnung aus. In den Jahren 1416 bis 1418 übten die Brüder Wenzel, Otto und
Heinrich von Donyn das Kirchenpatronat von Volpersdorf aus. Später verstarben
die Herren von Donyn, ohne männliche Erben zu hinterlassen, weshalb das Lehen
Neurode 1472 an die böhmische Krone zurückfiel.
Im Jahre 1452 war der Hussit Georg von Podiebrad Reichsverweser von
Böhmen geworden und wurde 1458 zum König gewählt. 1459 erhob er das Glatzer
Land zu einer Grafschaft und setzte seinen Sohn Herzog Heinrich von Münsterberg
als ersten Grafen von Glatz ein. Nachdem dieser erfahren hatte, daß der letzte
Neuroder Lehnsherr aus der Familie von Donyn gestorben war, verlieh er das
Neuroder Lehen an den verwitweten böhmischen Ritter Georg Stillfried von
Rattonitz. Den Namen Stillfried hatte er nach einem sagenhaften Helden
angenommen. Georg Stillfried erhielt das Lehen mit der Verpflichtung, die
Donyntochter Anna zu heiraten. Mit ihm begann die Verbindung der Stadt Neurode
mit der Familie Stillfried, die bis 1810 andauerte. Kurz nach seinem Einzug in
Neurode trat er ebenso wie Herzog Heinrich zum alten katholischen Glauben über.
Der Neuroder Chronik ist nicht zu entnehmen, ob er Besitz in Volpersdorf hatte.
Georg Stillfried I. ist ums Jahr 1480 gestorben, denn sein Sohn Georg
Stillfried II. verfügte 1482 über die Neuroder Güter, als er seiner Ehefrau
Marischin, geb. v. Pogrell, zu ihrem Leibgedinge zwanzig Schock Groschen Glatzer
Währung jährlichen Zinses auf seinen Dörfern und Gütern zu Volpersdorf,
Kunzendorf, Walditz und Zugehör vermachte. Er hatte zwei Söhne, Georg III. und
Jakob, deren Mutter bald verstorben ist. Seiner zweiten Frau vertraute er die
Kinder an, als er mit Herzog Heinrich gegen das Heer des Königs Matthias von
Ungarn in den Krieg zog und dabei 1492 sein Leben verlor. Die beiden verwaisten
Brüder konnte Georgs Witwe als Edelknaben an den kaiserlichen Hof bringen, wo
sie gut erzogen wurden. Jakob erlernte dort die Kunst des Schreibens, womit er
sich von vielen seiner Standesgenossen unterschied. Er wurde deshalb Jakob der
Schönschreiber genannt.
Als Georg III. um 1500 volljährig geworden war, übernahm er das väterliche
Erbe und verheiratete sich mit Margareta Nymancz. Auch er hinterließ um 1518
bei seinem Tode unmündige Kinder, weshalb sein Bruder Jakob Stillfried das
Neuroder Lehen für die Erben Georgs verwaltete. 1524 überließ er seinem Neffen
Georg IV. Neurode mit Buchau, Kunzendorf, Ludwigsdorf, Hausdorf und
Königswalde. Jakob ließ sich selbst mit Walditz,.Mittelsteine, Tunschendorf,
Krainsdorf, Ebersdorf Schlegel und
Volpersdorf belehnen. Verheiratet war er mit Hedwig von Reichenbach, die ihm
1519 den Sohn Heinrich gebar, der als Heinrich der Ältere bekannt wurde und den
evangelischen Glauben im Neuroder Gebiet eifrig gefördert hat. Jakob Stillfried
wohnte mit seiner Familie auf dem Gut Mittelsteine. Offenbar verfügte er über
ein ansehnliches Vermögen, weshalb er an den Ausbau seines Volpersdorfer Gutes
denken konnte. Die an der Außenwand des Volpersdorfer Herrenhauses sichtbare
Jahreszahl 1531 läßt nur den Schluß zu, daß dieses Gebäude 1531 fertig gestellt
wurde. Die Bauarbeiten an einem so großen Hause dauerten sicherlich mehrere
Jahre, weshalb anzunehmen ist. daß Jakob
Stillfried schon bald
nach der im Jahre 1524 erfolgten Belehnung. mit dem Ausbau einer schon
vorhandenen Hofanlage begonnen hat. Vermutlich waren die Bauarbeiten im vollen
Gange. als er wie sein Vater die Familie verlassen und in den Krieg ziehen
mußte. Wahrscheinlich ist er 1529 bei der Belagerung von Wien im Kampfe gegen
die Türken gefallen.
Beim Tode seines Vaters Jakob war Heinrich Stillfried der Ältere erst
zehn Jahre alt. Heinrichs Mutter Hedwig hat wohl dafür gesorgt, daß das von
ihrem gefallenen Manne begonnene Werk vollendet wurde. Aufgrund des guten
Verhältnisses ihres Vaters zum Liegnitzer Herzog konnte sie den jungen Heinrich
dorthin bringen und ihm so eine angemessene Erziehung angedeihen lassen. Er
wurde dort mit dem evangeli-schen Glauben bekannt, dem er sein ganzes langes
Leben hindurch treu geblieben ist, obwohl er dadurch große Schwierigkeiten
bekam. Als er volljährig wurde, übernahm er das Erbe seines Vaters: heiratete
die aus Albendorf stammende Elisabeth von Pannwitz. Von Mittelsteine aus verwaltete
er seine Güter mit großer Umsicht und wurde bald eine in der Grafschaft hoch geachtete
Person. Heinrich und Elisabeth hatten sechs Söhne und drei Töchter. Nach dem
Tode Elisabeths im Jahre 1573 ging er ein Jahr später mit Christina von
Tschischwitz eine zweite Ehe ein, aus der zwei Söhne und vier Töchter
hervorgingen.
Seit der im Jahre 1524 erfolgten Erbteilung war Heinrichs Vetter Georg
Stillfried IV. Herr über das Lehen Neurode und die dazu gehörenden Güter. Er
war katholisch geblieben und hinterließ bei seinem Tode im Jahre 1554 die noch
unmündigen Söhne Georg V. und Heinrich den Mittleren, weshalb seine Witwe noch
zwölf Jahre die Herrschaft führen mußte. 1566 übernahmen die Brüder die
Herrschaft zunächst gemeinsam, teilten aber 1572 ihren Besitz. Bald darauf
starb Heinrich der Mittlere. Georg V. war wieder alleiniger Besitzer. Die
Brüder waren zum protestantischen Glauben übergetreten, der seit 1561 in
Neurode Fuß gefaßt hatte. 1581 schlossen Georg V. und Heinrich der Ältere einen
Erbvertrag, wonach Georg die Dörfer Volpersdorf und Walditz bekommen sollte,
falls er Heinrich und seine Söhne überlebe. Außerdem vereinbarten sie vor dem
Landeshauptmann in Glatz einen Gesamtlehens-vertrag, wonach der Besitz beider
in die Hand des Überlebenden kommen sollte. Man hatte aber leider versäumt,
hierfür die Genehmigung des Kaisers einzuholen. Als Georg V. am 10.11.1586 ohne
männliche Erben verstarb, nahm Heinrich die Neuroder Lehnsgüter in seinen
Besitz. Daraufhin erklärte Kaiser Rudolf II.,Heinrich habe sich Neurode
unberechtigt angeeignet, und nahm das Lehen als erledigt für sich in Anspruch.
Der Umstand, daß Heinrich Protestant war, hat dabei wohl auch eine wesentliche
Rolle gespielt.
Für Heinrich Stillfried den Älteren begann nun die bitterste Zeit seines
langen Lebens. Ganze neun Jahre mußte er warten, bis sich der Kaiser endlich
erweichen ließ und das Gesuch um Erteilung des Lehens am 2.9.1595 unter harten
Bedingungen bewilligte. Heinrich mußte die damals enorme Summe von 25 000
Talern an den Fiskus zahlen und sämtliche auf dem Lehen haftenden Schulden
übernehmen. Um seine finan-ziellen Verpflichtungen erfüllen zu können, bat
Heinrich den Kaiser, Volpersdorf und andere Teile des Besitzes vom Lehen zu
trennen, um sie eventuell veräußern zu können. Wiederum mußte er 3 Jahre auf
den zusagenden Bescheid vom 23.4.1598 warten. Heinrich konnte nun das
Volpersdorfer Gut seinem zweiten Sohne Adam als erbliches Eigentum übergeben,
dessen Nutznieß er schon seit 1595 hatte.
Der fast achtzigjährige Greis hielt nun die Zeit für gekommen, auch
seinen übrigen Besitz auf die noch lebenden Söhne zu verteilen. Hans, der
Älteste, erhielt Hausdorf und Kunzendorf, Heinrich Niederwalditz, Bernhard
Oberwalditz, Königswalde, Beutengrund und Falkenberg und der jüngste Sohn Georg
Zaughals und Buchau. Er selbst behielt nur Neurode bis zu seinem Tode. Den
Oberhof und den Niederhof von Mittelsteine mußte er verkaufen. Von den
Grafschafter Adligen hatte der Kaiser eine Türkensteuer von 70 000 Talern
gefordert, wovon 10 000 auf Heinrich und seine Söhne entfielen. Heinrich mußte
in diesen Jahren einen Scbuldschein nach dem andern ausstellen. Im Alter von
neunzig Jahren machte er sein Testament, in dem er u.a. verfügte, daß seine 2. Frau
den Dittrichhof in Volpersdorf erhalten sollte.
Adam Stillfried, Heinrichs zweiter Sohn, wurde 1555 in Mittelsteine
geboren. Wie sein Vater verbrachte er die Jugendjahre am Hofe des Herzogs in
Liegnitz und diente dann als Offizier im kaiserlichen Heere. Seine Ehefrau
wurde Helena von Schaffgotsch aus Reussendorf. 1582 wurde der erste Sohn Hans
Heinrich geboren, dem Adam Friedrich und vier Töchter folgten. Mit dem Geld aus
der Mitgift seiner Frau erwarb er das Gut Ullersdorf. Schon vor der endgültigen
Übereignung des Volpersdorfer Gutes bestätigte er im Jahre 1595 als Erbherr zu
Volpersdorf der Kirche den Besitz des als Kirchenerbe bezeichneten Grundstücks.
Adam Stillfried war der erste Besitzer des Volpersdorfer Dominiums, der dort
auch gewohnt hat. Wie sein Vater kam er infolge der hohen Forderungen des
Kaisers, vermutlich auch wegen zu großen Aufwandes, in finanzielle
Schwierigkeiten und starb schon um 1615.
Heinrich Stillfried der Ältere hatte das Gut Volpersdorf schon als
Zehnjähriger geerbt und als Sechsundsiebzigjähriger an den Sohn Adam abgegeben.
So lange wie er konnte sich keiner seiner Nachfolger des Besitzes erfreuen. Als
er am 4.3.1615 im Alter von 96 Jahren verstarb und in Neurode beigesetzt wurde,
lebten nur noch zwei seiner Söhne, nämlich Bernhard Stillfried I., Erbherr von
Neurode von 1615 bis 1637, und Heinrich in Walditz, der schon 1618 starb. Bei
der Erbteilung von 1615 erhielt Adam Stillfrieds Sohn Hans Heinrich den
Dittrichhof in Volpersdorf, während er vom Vater das Dominium geerbt hat. Sein
letztes Lebenszeichen ist ein Schuldschein, den er mit seiner Mutter am
23.4.1618 unterschrieben hat. Bald darauf hat er im beginnenden 30-jährigen
Krieg den Tod gefunden. Er hinterließ seine Witwe Margaretha, geb. von der
Dahm, und drei Töchter. Den Besitz erbte sein damals noch unmündiger Bruder
Adam Friedrich.
Adam Friedrich Stillfried, der zweite Sohn des Adam Stillfried, war der
letzte Besitzer des Volpersdorfer Dominiums aus dem Hause Stillfried. Um 1600
im Volpersdorfer Herrenhause geboren, übernahm er 1624 das Erbe seines Bruders.
Um auch sein häusliches Glück zu begründen, verlobte er sich mit Elisabeth von
Näfe aus Raudnitz bei Frankenstein. Die Hochzeit wurde am 27.10.1624 in
Raudnitz gefeiert. Der Bräutigam richtete hierzu einen festlichen Brautzug aus,
dem sich eine nicht minder prächtige Heimführung nach Volpersdorf anschloß. Dem
so glänzend begonnenen Eheglück war jedoch nur eine kurze Dauer beschieden.
Kaum vier Wochen nach der Hochzeit verunglückte Adam Friedrich durch einen
Sturz mit dem Pferd tödlich. Am 14.1.1625 wurde er mit großer Feierlichkeit in
der Volpersdorfer Kirche beigesetzt. Beim Begräbnis entstanden Kosten in Höhe
von 853 Talern, die durch Rechnungen belegt sind. Kaum war die Leiche
bestattet, meldeten sich zahlreiche Gläubiger des Verstorbenen mit größeren und
kleineren Forderungen, welche die Witwe bezahlen sollte. Sie erfuhr im Laufe
der folgenden Wochen und Monate, mit welchen schweren Hypotheken Adam
Friedrichs Güter belastet waren.
Ein Unglück kommt selten allein. Schon wenige Monate nach der Beerdigung
des jungen Adam Friedrich starb seine Mutter Helena, was der betrübten Witwe
Elisabeth neue Sorgen bereitete. Für das Begräbnis ihrer Schwiegermutter war
kein Geld vorhanden. Sie mußte ihre Eltern bitten, den für die
Beisetzungsfeierlichkeiten erforderlichen Betrag zur Verfügung zu stellen. Von
ihren Neuroder Verwandten konnte sie keine Hilfe erwarten, weil diese selbst in
Not geraten waren. Viele adlige Grundbesitzer in der Grafschaft waren wegen
ihrer Teilnahme am böhmischen Aufstand gegen Kaiser Ferdinand II. zu Beginn des
30-jährigen Krieges mit der Konfiskation (ersatzlose Enteignung) ihrer Güter
bestraft worden. Auch Bernhard Stillfried I. in Neurode war davon betroffen,
obwohl er sich am Aufstand nicht aktiv beteiligt hatte. Durch ein Urteil vom
8.11.1625 verlor er sein Lehen und die Hälfte seines Eigenguts. Bald darauf
wurde auch das Volpersdorfer Gut des verstorbenen Adam Friedrich Stillfried
beschlagnahmt mit der Begründung, es hänge mit dem Neuroder Lehen zusammen. Nur
der Dittrichhof, den Bernhard Stillfried nach Adam Friedrichs Tode übernommen hatte,
blieb von der Konfiskation verschont. Die bedauernswerte Witwe Elisabeth blieb
bis gegen Ende 1628 im Herrenhause des Dominiums, doch wurden ihr dort die
letzten Jahre verbittert durch Streitigkeiten mit ihren Untertanen wegen der
Roboten, wie es ein Schreiben vom 19.4.1625 an die Landeshauptmannschaft in
Glatz bezeugt. Am 16.10.1628 verkaufte die Konfiskations-Kommission das
Dominium an den kaiserlichen Rat Johann Angelo von Morgante. Damit ging die 155-jährige
Herrschaft der Familie Stillfried von Rattonitz über Volpersdorf zu Ende.
Mit der Herrschaft Stillfried hörte auch die Zeit der evangelischen
Pfarrer in Volpersdorf auf, die ums Jahr 1565 begonnen hatte. Der damalige
Besitzer Heinrich der Ältere hatte auch in Volpersdorf den neuen Glauben
gefördert. 1571 waren nur noch 10 Pfarreien in der Grafschaft katholisch. Der
letzte evangelische Pfarrer von Volpersdorf dürfte Tobias Linke gewesen sein,
der 1618 die Tochter des Neuroder Pfarrers Franz geheiratet hatte. Der erste
katholische Pfarrer nach der Reformation in Neurode war Christoph Georg
Schmidt, dem auch die Volpersdorfer Kirche als Filiale anvertraut wurde.
Johann Angelo von Morgante, der am 16.10.1628 das Volpersdorfer Dominium
für 21 831 Taler gekauft hatte, erwarb bald darauf von Bernhard Stillfried den
Dittrichhof. Der Schlegler Chronik ist zu entnehmen, daß er den Titel „Kaiserlicher
Rat und Kriegshauptmann“ führte und ein reicher Mann gewesen sein muß. 1629
kaufte er das Lehngut Schlegel und die Güter Reichenau und Oberschwedeldorf für
20000 Taler vom Freiherrn von Strasolde. Reichenau und Oberschwedeldorf verkaufte
er 1637 wieder. Zunächst wohnte er in Volpersdorf, zog dann aber nach Schlegel.
Von Volpersdorf nach Schlegel ließ er einen Weg anlegen, der z.T. noch in
unserer Zeit befahrbar war. 1635 gelang es ihm, für Volpersdorf wieder einen
eigenen Pfarrer zu gewinnen, dem 1636 auch die Kirchgemeinden Ebersdorf und
Schlegel als Filialen anvertraut wurden. In dieser Zeit ging der dreißigjährige
Krieg sicher nicht ohne Spuren an Volpersdorf vorbei. Am 31.5.1633 kam
Wallenstein nach Glatz und ließ seine Soldaten sich selbst versorgen. Am 3.6.
fielen sie in Neurode ein und plünderten die Bürgerschaft aus. Ebersdorf wurde
am 30.12.1646 und am 23.2.1648 geplündert. Zu den Plünderungen und
Verwüstungen kamen noch ungeheure Steuerlasten. In Volpersdorf hat Morgante
noch manchen Ärger gehabt. So hatte er z.B. auf dem Gut eine Schenke
eingerichtet, in der er Bier aus seinem Schlegler Brauhaus ausschenken ließ.
Diese Schenke hatte offenbar mehr Zulauf als die in der Freirichterei. Der
Inhaber des Freirichterguts, Hans Steiner, glaubte aber, das alleinige Recht
des Bierbrauens und des Ausschanks zu haben. Johann Angelo von Morgante erlebte
noch das Ende des Krieges. Nach einer Notiz im ältesten Volpersdorfer Kirchenbuch
ereilte ihn der Tod am 15.6.1650 in Beuthen. Erst 11 Wochen später wurde er in Schlegel
beerdigt.
Am 14.9.1650 berichtete Johann Georg von Morgante dem Landeshauptmann,
daß sein Vater am 15.6.1650 von dieser betrüblichen Welt abgeschieden sei, und
bat gleichzeitig um Belehnung mit den Lehnsgütern seines Vaters. Da die
Volpersdorfer Besitzungen schon erbliches, Eigentum waren, kam hierfür nur das
Schlegler Gut in Betracht. Johann Georg war damals noch ledig. Am 13.4.1653
starb der Glatzer Landeshauptmann Johann Heinrich Graf von Bubna und hinterließ
seine zweite Ehefrau Maria Johanna, gebe Gräfin von Zeile Sie reichte dem
jungen Herrn von Volpersdorf und Schlegel die Hand zum ehelichen Bunde, nachdem
dieser am 29.11.1655 in den Freiherrnstand erhoben wurde. Ihre Tochter Maria
Johanna von Bubna brachte sie mit in die Ehe, aus der die Söhne Johann Franz
Ferdinand und Johann Sigismund hervorgingen.
Johann Georg Freiherr von Morgante muß schon um 1660 in Prag verstorben
sein. Die Witwe verwaltete die Güter der Familie und verkaufte als Vormund
ihrer Kinder 1665 das Gut Volpersdorf mit Zugehör für 18 000 Gulden an Gisbert
von der Hemm und Hemmstein, Erbherrn auf Niedersteine, Dürrkunzendorf und
Schwenz. Ihr Sohn Johann Franz
Ferdinand kaufte 1681 das Lehngut Schlegel für 21 600 Gulden, welches er im
Jahre 1707 an Joseph Anton Pilati von Thassul für 34 000 Gulden verkaufte.
In die Zeit der Herrschaft der Barone von Hemm über Volpersdorf von 1665
bis 1793 fallen die Ereignisse, auf die sich die Sagen von der Hofeverone und
vom Wilden Schuster gründen. Die Familie van der Hemm stammt aus Holland.
Johann Arnold van der Hemm aus Amsterdam wurde 1622 von Kaiser Ferdinand II. in
den Reichsritterstand erhoben. Er war mit der Schwester des kaiserlichen
Leibarztes Vosso von Vossenberg verheiratet. Gisbert Vosso von Vossenberg,der
das Gut Niedersteine besaß und 1629 in Wien starb, hatte in seinem Testament bestimmt,
daß sein Schwager.Niedersteine erben sollte.
Johann Arnold van der Hemm hatte zwei Söhne und eine Tochter. Der ältere
Sohn Gisbert von der Hemm und Hemmstein heiratete am 8.11.1655 die Tochter Eva
Maria des Hans Bernhard Stillfried aus Kunzendorf. Ihr Bruder war der als
Kampfhahn berüchtigte Bernhard Stillfried III. Als Erbherr von Neurode in der
Zeit von 1669 bis 1702 machte er dem Namen Stillfried keine Ehre. Zunächst war
er mit Gisbert von der Hemm
eng befreundet. 1664
war Gisbert Zeuge eines Duells zwischen Bernhard und Johann Heinrich Hofer von
Hoferburg, die beide bestraft wurden. Gisbert hatte 1663 die Anteile seiner
Geschwister an den väterlichen Gütern erworben und kaufte am 3.3.1665 das Gut
Volpersdorf von den Morgantischen Erben. Als Bernhard III. seiner Schwester Eva
Maria das vereinbarte Heiratsgut von 500 Talern auszahlen mußte, weil das junge
Paar das Geld brauchte, schlug die Freundschaft zu seinem Schwager in
Feindschaft um. Ihre Güter grenzten mehrfach aneinander. Allmählich ging ihre
Feindschaft so weit, daß sie sich gegenseitig ihre Untertanen abfingen und
einsperrten. Gisbert I. von der Hemm und Hemmstein kaufte 1666 ein Haus in
Glatz und 1667 das Erbgut Ludwigsdorf. 1668 wurde er in den Freiherrnstand
erhoben und starb 1679 in Niedersteine, Seine Witwe erhielt das Gut Ludwigsdorf
und heiratete 1682 den Freiherrn Sigismuns von Tharoulle. Am 17.4.1703 starb
sie in Neurode.
Von seinem Vater Gisbert I. erbte Regner Franz Freiherr von der Hemm und
Hemmstein die Güter Niedersteine, Schwenz und Volpersdorf mit allem Zugehör.
Der Wert des Erbes wurde auf 52 890 Gulden angesetzt. Regner Franz war beim
Antritt des Erbes noch unmündig. Damals kam es in Neurode und Umgebung zu
Unruhen. Die durch den vorangegangenen Krieg verarmte und ausgepreßte
Bevölkerung wehrte sich gegen die andauernde Unterdrückung. Die Volpersdorfer
Bauern griffen sogar zu den Waffen. Am 26.9.1680 wurden sie verurteilt, ihren
Untertaneneid vor der königlichen Amtsstelle zu erneuern und den Aufruhr der
verwitweten Freifrau Eva Maria von der Hemm und ihrem Sohn auf den Knien
abzubitten. Dies sollten sie fünfzehn Jahre lang tun, was die Verbitterung noch
größer werden ließ. Es wurde auch mit diesem Urteil nicht ruhig in Volpersdorf.
Die Feindschaft Bernhards III. gegen seinen Volpersdorfer Schwager
vererbte sich auch auf dessen Sohn Regner Franz, der sehr zum Mißfallen
Bernhards in den Volpersdorfer Bergen Wolfsfallen angelegt hatte. Das war ein
Recht, das Bernhard auch dem Abte von Braunau und den Herren von Langenbielau
beim Kaiser abzustreiten versuchte. Es ist daraus ersichtlich, daß damals im
Eulengebirge noch Wölfe und andere gefährliche Tiere vorhanden waren. In einem
der Volpersdorfer Kirchenbücher ist vermerkt, daß am 14.1.1662 der
Scheiderknecht Hans Süßmuth begraben wurde, den ein Wildschwein zerrissen
hatte. Regner Franz von der Hemm war zweimal verheiratet. Seihe erste Frau,
Maria Elisabeth gebe von Tschischwitz aus Oberschwedeldorf, ist am 8.6.1702
gestorben. 1708 heiratete er die Freifrau Maria Caroline Sweerts von Reist. Bei
seinem Tode im Jahre 1720 hinterließ er eine Tochter und drei Söhne. Diese
schlossen am 1.2.1721 einen Vergleich, wonach Franz Anton sein Erbteil in Geld
erhielt, während Gisbert Leopold das Gut Volpersdorf für 18 800 Gulden und
Johann Arnold die Güter Niedersteine, Dürrkunzendorf, Schwenz und Hochberg für
34 900 Gulden bekamen.
Die Aufzeichnungen über Gisbert Leopold von der Hemm und Hemmstein sind
spärlich. Er war mit einer Tochter von Raimund Stillfried aus Neurode verheiratet,
deren Name in der Neuroder Chronik nicht erwähnt ist. Ihr Vater, der 1702 die
Herrschaft Neurode übernahm und „der Flöter“ genannt wurde, kaufte 1707 das
Volpersdorfer Freirichgut von Balthasar Felgenhauer. Ihm folgte dann 1720 der
Sohn Josef Stillfried, „der Goldmacher“, welcher 1721 das Freirichtergut an
Gisbert Leopold verkaufte. Kurz vor dem 1. schlesischen Kriege verstarb Gisbert
Leopold im Jahre 1740.
Gisbert Leopolds einziger Sohn Gisbert II. war 53 Jahre lang der Herr
von Volpersdorf. Während seiner Zeit fanden die drei schlesischen Kriege und
der Übergang von Österreich auf Preußen statt. Es war auch eine unruhige Zeit,
die der Bevölkerung große Opfer abverlangte. In den Chroniken ist nichts
darüber zu finden, ob die berüchtigte Veronika seine Geliebte war, welche das
Hauspersonal und die Dorfbewohner so sehr schikanierte, daß sie nach dem Tode
als Geist in der Gestalt der Hoferone umgehen mußte. Die Sage vom wilden
Schuster, der wegen seiner Aufsässigkeit an den Stein gebunden wurde, den er
dann dem Baron vor die Füße setzte und daraufhin wieder freigelassen wurde,
könnte ihren Ursprung zu Gisberts II. Zeiten haben. Der Stein war bis 1945 noch
vorhanden und wurde später mit Brandschutt weggebracht. 1740 hatte der etwa
zwanzigjährige Gisbert das Volpersdorfer Gut vom Vater geerbt. Er war mit
Antonia, geb. Freifrau von Rump verheiratet und hatte vier Söhne. Daß Gisbert II.
ein aufwendiges Leben geführt hat, kann man daraus schließen, daß er 1791 beim
Dominium ein Theater bauen ließ, in dem Opern aufgeführt wurden. Es hatte aber
nur eine Spielzeit von zwei Jahren, da sein Nachfolger am Theater nicht
interessiert war. 1797 ließ Johann Joseph Stillfried aus den Resten, des
Volpersdorfer Theaters neben seinem Neuroder Schloß ein neues Theater
einrichten, welches 1805 zu einer Färberei umgebaut wurde. 1792 bekam Gisbert
von seinem verstorbenen Vetter Carl die Güter Niedersteine und Ullersdorf. Ein
Jahr später ging die Herrschaft der Familie von der Hemm und Hemmstein über
Volpersdorf mit dem Verkauf an den Grafen Anton Alexander von Magnis zu Ende.
Gisbert II. starb im Jahre 1798. Sein Sohn Gisbert III. verkaufte die letzte
Hemmsche Herrschaft in der Grafschaft, Kieslingswalde, im Jahre 1804 ebenfalls
an Graf Anton Alexander von Magnis. Mit dem Tode Gisberts III. im Jahre 1814
erlosch das Geschlecht von Hemm und Hemmstein.
Mit der Übernahme durch die Familie der Reichsgrafen von Magnis im Jahre
1193 begann die letzte Periode in der Geschichte des Volpersdorfer Dominiums.
Der 1751 geborene Reichsgraf Anton Alexander von Magnis hatte 1780 das Schloß
Eckersdorf mit den dazugehörigen Gütern von der Familie der Grafen von Götzen
übernommen und 1785 die Tochter. des Grafen Friedrich Wilhelm von Götzen
geheiratet. Mit dem Erwerb der Güter Volpersdorf, Niedersteine und Ullersdorf
(1793) und Kieslingswalde (1804) von der Familie von der Hemm sowie der
Herrschaft Neurode aus dem Besitz der Familie Stillfried von Rattonitz wurde er zum wohl größten Grundbesitzer der
Grafschaft Glatz.
Das besondere Interesse des Grafen Anton Alexander galt der
Landwirtschaft. In der Schafzucht ging er neue Wege und konnte mit der guten
Qualität der Wolle auf den Wollmärkten Erfolge erzielen. Es ist anzunehmen, daß
auch in Volpersdorf die Ställe und Scheunen wieder gefüllt wurden und neues
Leben in die alten Mauern kam. Am 5.6.1817 ist Graf Anton Alexander von Magnis
in Eckersdorf gestorben.
Der große Besitz wurde nunmehr auf die Söhne Anton und Wilhelm
aufgeteilt. Reichsgraf Anton von Magnis erhielt die Güter nördlich von Glatz,
sein Bruder den südlichen Teil. Unter Graf Anton begann der Anbau von
Zuckerrüben. 1835 ließ er in Eckersdorf eine Zuckerfabrik erbauen, die bis 1907
bestanden hat. Graf Anton starb 1861 in Eckersdorf. Auf ihn folgte sein Sohn
Wilhelm, der bis 1888 lebte.
In der Zeit von 1888 bis 1929 war Anton Reichsgraf von Magnis der
vorletzte Besitzer des Volpersdorfer Dominiums. Zum väterlichen Erbe kam 1894
der Besitz Ullersdorf mit den Gütern südlich von Glatz vom Bruder seines
Vaters. Im gleichen Jahre erbte er noch den in Mähren gelegenen Familienbesitz
Straßnitz und Prerau. In Volpersdorf ging er oft zur Jagd und besuchte seine
Forstverwaltung. 1929 hielt er die Zeit für gekommen, seinen Besitz in der
Grafschaft dem ältesten Sohne zu übergeben. Er zog sich nach Straßnitz zurück,
wo er am 17.10.1944 verstorben ist. Ihm blieb die Vertreibung aus der Heimat
erspart. Auf dem Eckersdorfer Friedhof fand er seine letzte Ruhestätte.
Als Dr. Ferdinand Reichsgraf von Magnis den ihm zugefallenen Besitz im
Jahre 1929 übernahm, herrschte in Deutschland eine schwere wirtschaftliche
Krise mit großer Arbeitslosigkeit. Besonders stark war die Landwirtschaft
betroffen. Viele Landwirte mußten ihre Höfe verkaufen, weil sie die Zinsen für
die Schulden nicht mehr aufbringen konnten. Die Kohlengruben hatten unter
Absatzmangel zu leiden und die Bergleute bangten um ihren Arbeitsplatz. Auch in
Volpersdorf war die Not groß. Bei dem furchtbaren Grubenunglück in Hausdorf am
9.7.1930 waren mehrere Bergleute aus Volpersdorf unter den Todesopfern. Die
Landwirtschaft im Dominium war schon lange nicht mehr rentabel, weshalb die
Einstellung des Betriebes beschlossen wurde. Der Zwang zum Sparen war auch der
Grund für die Verlegung der Forstverwaltung nach Eckersdorf im Jahre 1934.
Für die Nutzung der nunmehr leer stehenden Räume im großen Herrenhaus
fand sich bald eine Gelegenheit. Adolf HitIer hatte 1933 die Macht an sich
gerissen und fand in der Bevölkerung anfangs großen Zuspruch, weil er
versprochen hatte, Deutschland aus der Not in eine glückliche Zukunft zu
führen. Heute wissen wir, wohin er uns führte! Eine der neuen
Parteiorganisationen war die NSV, welche den Notleidenden Volksgenossen helfen
sollte. Die NSV brauchte ein Haus für ein Erholungsheim und mietete das
Herrenhaus. Bald kamen erholungsbedürftige Mädchen aus Oberschlesien, die neues
Leben in den Hof brachten. Ach wie bald war auch dies vorbei! 1939 begann der
zweite Weltkrieg. Aus dem Erholungsheim wurde eine Schule für
Krankenschwestern, die zur Versorgung der vielen Kriegsverletzten gebraucht
wurden. Mit dem Ende des Krieges und dem Einmarsch der russischen Truppen am
8.5.1945 war auch die Zeit abgelaufen, in der die Grafen von Magnis seit 1793
das Volpersdorfer Dominium besessen hatten. Bald verdrängten die mit den Russen
eingeströmten Polen die deutschen Einwohner und vertrieben sie aus ihrer alten
Heimat.
Wer heute nach Volpersdorf kommt, das von den Polen Woliborz genannt
wird findet das Dominium verändert. An der südöstlichen Seite fehlen die
Wirtschaftsgebäude. Sie sind einem Brand zum Opfer gefallen. Auch das obere
Hoftor und die angrenzenden Wohnhäuser stehen nicht mehr. Der Stein mit dem
Eisenring an den früher die Übeltäter angekettet wurden, ist nicht mehr da. Im
Herrenhause war vorübergehend eine polnische Forstschule eingerichtet. Jetzt
dient es einer polnischen Fabrik als Ferienheim. Polnische Arbeiter und ihre
Angehörigen können nun in der Buchenallee spazieren gehen und Erholung finden.
Folgende
Grundherrn hatten über Volpersdorf das Sagen:
1. 1336 bis 1352 erste sichere Jahreszahl Grundherr
Wusthub
2. 1352 bis 1472 von Donyn
3. 1472 bis 1628 Stillfried von Rattonitz
4. 1628 bis 1665 Johann von Morgante
5. 1665 bis 1793 von Hemm und Hemmstein
6. 1793 bis 1945 Reichsgraf Magnis